Um sich einen Eindruck von den Auswirkungen des Klimawandels und den daraus resultierenden Zukunftsaufgaben im Stadtwald zu verschaffen, haben sich 25 Mitglieder des Gemeinderats und Mitarbeitende der Verwaltung gemeinsam mit Umweltbürgermeisterin Sibylle Schüssler auf eine rund 3,5 Kilometer lange Rundwanderung durch den Wald begeben. Geführt und begleitet wurde die Waldbegehung erstmals vom neuen Leiter der Forstverwaltung Mario Seefelder und den städtischen Förstern. „In Zeiten des Klimawandels nimmt unser Stadtwald eine immer wichtiger werdende Rolle ein“, sagt Bürgermeisterin Schüssler. Durch die Aufnahme des klimaschädlichen CO2-Treibhausgases helfe der Wald als CO2-Senke im Kampf gegen den Klimawandel und diene gleichzeitig neben der Trinkwasserproduktion für die Stadt auch vielen Pforzheimer Bürgerinnen und Bürgern als Erholungsraum. „Daher ist es besonders wichtig, die ganzheitliche und sehr langfristig ausgerichtete Zielsetzung in der Bewirtschaftung des Pforzheimer Stadtwaldes weiter zu verfolgen“, ergänzt Seefelder. Neben der Produktion des wertvollen Werkstoffes Holz ist die Sicherung und Förderung der Biodiversität eine wichtige Aufgabe des Waldes.
Seefelder wirft einen Blick in die Zukunft: „Damit die heute schon ökologisch sehr wertvollen Waldbestände dauerhaft erhalten bleiben, wollen wir diese künftig im Rahmen eines Alt- und Totholzkonzeptes unter Schutz stellen.“ Anhand einer Eiche mit Spechthöhle und Pilzkonsolen wurde deutlich, wie wichtig Habitat- und Totholzbäume für viele Arten des Waldökosystems sind. Aufgrund von Trockenheit und Borkenkäferbefall konzentrierte sich die Holznutzung in den letzten fünf Jahren fast ausschließlich auf kranke und abgestorbene Bäume. „Vor allem im Bereich der Verkehrssicherung hat der Stadtwald mit circa 70 Kilometer langen Waldaußenrändern entlang von öffentlichen Straßen, Bebauung sowie mehr als 200 Erholungseinrichtungen im Wald uns vor große Herausforderungen gestellt“, fasst Seefelder die letzten Jahre zusammen. Eine Entspannung der Lage sei kurzfristig nicht absehbar. Im Wald nahe des DDR-Museums wurde den Anwesenden vor Augen geführt, welche Auswirkungen die seit rund sechs Jahren anhaltende Dürreperiode auf den Pforzheimer Wald hat. „Die einst hier gewachsenen Tannen sind zu großen Teilen der Trockenheit zum Opfer gefallen“, konstatiert der zuständige Forstrevierleiter Andreas Bürle. „Jetzt müssen andere Baumarten, wie zum Beispiel die Eiche, übernehmen.“ Damit der Wald in Zeiten der zunehmenden Trockenheit und immer neuen Temperaturrekorden weiterhin zu klimastabilen Mischwäldern entwickelt wird, müssen gezielt wärmeliebende und trockenheitsresistente Baumarten wie beispielsweise die Eiche oder Elsbeere gefördert werden. „Und genau hier kommt die Jagd ins Spiel. Es ist wichtig, dass die jungen Bäume, die den Wald von morgen darstellen, in ihrem Wachstum nicht durch Wildverbiss gehindert werden“, erläutert Seefelder. Um den Einfluss des Rehwilds auf die natürliche Entwicklung des Waldes aufzuzeigen, wurden bereits im Jahr 2020 in allen Jagdrevieren sogenannte Weiserzäune gebaut. „Hier werden Rehe gezielt auf einer Fläche von 12 auf 12 Metern ausgesperrt – somit können die Unterschiede der Waldentwicklung inner- und außerhalb des Zaunes genaustens beobachtet werden“, erklärt Seefelder.
Zum Abschluss der zweistündigen Waldführung wurde das neu gebaute Waldklassenzimmer besichtigt. Ab Herbst/Winter 2023 wird Blockhaus, das vollständig aus Pforzheimer Holz gebaut wurde, mitten im Wald Anlaufstelle für waldpädagogische Veranstaltungen sein. Künftig werden jährlich rund 80 Veranstaltungen mit Schulen und Kindergärten hier stattfinden. „Tiere suchen, Pflanzen bestimmen und spielerisch Dinge über den Wald und die Natur lernen. Kleine Abenteuer erleben anstatt die Schulbank zu drücken. Das sind Eindrücke, die bleiben und in den Kindern Begeisterung für ihre Umwelt wecken“, fasst die Waldpädagogin Saskia Burgdorf abschließend zusammen.